Schon mancher Spaziergänger oder Radfahrer hat sich gewundert, was da auf unseren Wiesen rumläuft. Viele kennen diese Tiere nur aus Zoos, Fernsehen oder anderen Ländern.
Bei solchen Exoten auf unseren Hauskoppeln stellt sich natürlich so mancher Besucher auch die Frage („Strauße bei uns, die leben doch in der Wüste? – Frieren die denn nicht? usw..).
Ob es richtig ist diese Tiere hier bei uns in Deutschland zu halten, möge jeder für sich selbst entscheiden. Die Haltungsrichtlinien bei Straußen sind extrem streng. So manches einheimische Haustier darf von so viel Freiheit nur träumen. Schlecht geht es ihnen bei uns auf keinen Fall. Sie wachsen gut und werden wesentlich früher geschlechtsreif als in ihrer Heimat Südafrikas. Sie benötigen keinerlei Medikamente. Krankheiten sind unbekannt.
Schon seit 1906 wurden zum ersten mal durch Carl Hagenbeck Strauße in Deutschland gehalten. Früher war in erster Linie das Leder und die Federn von Interesse. Heute steht das Straußenfleisch im Vordergrund.
Erst Anfang der 90er Jahre begannen einige in Deutschland und unseren europäischen Nachbarländern mit der Straußenhaltung. Preise von bis zu 15.000,- DM pro Tier waren keine Seltenheit. Viele Einsteiger haben es sich aber auch zu leicht vorgestellt, und sind aus verschiedenen Gründen auch schnell wieder ausgestiegen. Es ist natürlich nicht leicht Strauße zu züchten, man muss sich intensiv informieren. Heute sind die meisten Straußenhalter in Deutschland im BDS (Bundesverband deutscher Straußenzüchter ) organisiert.
In der heutigen Zeit leben mehr als 85% der weltweiten Straußenpopulation auf Farmen oder in Tiergärten. Vor allem in Afrika, den USA, Israel und Australien befinden sich riesige Farmen.
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Tiere
Der Strauß ist der größte Vogel der Welt, kann aber aufgrund der Rückbildung seiner Flügel nicht fliegen. Zum Ausgleich besitzt der Strauß sehr kräftige Beine, mit denen er hohe Geschwindigkeiten erreichen kann.
Man unterscheidet drei Rassen: Blauhalsstrauße, Rothalsstrauße und Schwarzhalsstrauße.
Der Rothalsstrauß kann bis zu 3m groß werden. Er ist der größte in seiner Art. Die Hähne haben vor allem in der Paarungszeit einen stark rötlichen Hals und rote Beine. Diese Rasse wird nur sehr selten gezüchtet, weil sie sehr aggressiv und nicht sehr produktiv ist.
Der Blauhalsstrauß ist etwas kleiner als der rothalsige Artgenosse. Auch die Hähne haben in der Paarungszeit einen rot gefärbten Schnabel und ebenfalls bis zum Knie rote Beine. In Europa wird diese Rasse bevorzugt in der Fleischproduktion eingesetzt.
Beim Schwarzhalsstrauß handelt es sich um die kleinste der drei Straußenrassen. Sie haben einen kürzeren grauen Hals, und ebenfalls grau gefärbte Beine. Sie werden vor allem in Südafrika zur Feder- und Ledergewinnung gezüchtet.
Alle Straußenhähne haben in der Paarungszeit rote Beine und einen roten Schnabel. Die Hähne haben ein schwarzes Federkleid mit weißen Flügelschwungfedern. Straußenhähne können sehr aggressiv werden. Ihre Tritte können durchaus tödlich sein, wenn sie einen Menschen treffen. Hähne können bis zu 150 kg schwer werden.
Die Hennen hingegen sind ziemlich friedlich. Sie sind stets grau gefiedert. Sie erreichen meist ein Gewicht von ca. 100-120 kg.
Strauße können ein Alter von ca. 60 Jahren erreichen. Sie sind auch wesentlich schneller als alle anderen einheimischen Tiere bei uns. In der Brutsaison sollte man ihnen auf keinen Fall zu nahe kommen, es gab in anderen Ländern schon mehrere Todesfälle beim Versuch sich ein begehrtes Straußenei zu stibitzen.
Die Straußenhennen können in der Legesaison ca. 30-50 Eier legen. Die Eier haben ein Gewicht von ca. 1,2 – 2 kg. Sie werden täglich eingesammelt und in den Brutschrank gelegt. Mit etwas Glück und sehr viel Arbeit schlüpfen nach ca. 42 Tagen junge Strauße. Die Küken haben dann ein Gewicht von ca. 800 gr. und sind ca. 25 cm groß. Mit 6 Monaten haben die meisten Tiere die 2-Metermarke erreicht. In den ersten Wochen sind die Küken sehr empfindlich gegenüber Kälte und Nässe.
Bei uns lassen sich Strauße mit dem nötigen „Know How“ gut halten. Sie kommen bestens mit den klimatischen Bedingungen zu recht. Selbst im Winter bei über -25°C sind keine Verhaltensänderungen festzustellen. Sie toben sich im Schnee genauso gern aus wie im Sommer auf einer grünen Weide. Selbst in Ihrer Heimat in Südafrika werden am Tag Temperaturen von über 50°C gemessen. In der Nacht hingegen können die Temperaturen fast bis an die Nullgrad-Grenze fallen. Diese großen Temperaturschwankungen können die Tiere gut verkraften.
Im Sommer fressen die Tiere fast nur frisches Gras. Zusätzlich bekommen sie gequetschtes Getreide aus eigenem Anbau. Geriebene Rüben und Äpfel mögen sie auch ganz gerne. Im Winter bekommen sie Getreide, Mais, Heu, Graskopps und gelbe Rüben.
Bruteier
Bruteier können bis zu 2 Wochen gelagert werden bevor sie in den Brutapparat gelegt werden. Die Bruttemperatur beträgt ca. 36,5 C und einer rel. Luftfeuchtigkeit von ca. 30 – 35 %. Mit etwas Glück schlüpfen nach ca. 42 Tagen die kleinen Küken selbstständig, indem sie mit Nacken und Beinen die Eischale sprengen.
Zucht
Bevorzugt werden Strauße in kleinen Gruppen (Zuchttrio) gehalten. In der Regel teilen sich ein Hahn und zwei Hennen ein Gehege. Bei manchen Straußenarten z. B. Blauhalsstrauß ist auch eine größere Gruppenhaltung möglich vorausgesetzt, dass Gehege ist groß genug. Die Eier, die im Abstand von zwei Tagen gelegt werden, müssen täglich eingesammelt werden. Grundsätzlich sind Hygiene und eine ganzjährige ausgwogene Fütterung der Elterntiere Voraussetzung für die Produktion qualitativ guter Eier.
Würde man die Eier nicht einsammeln, so werden die Hennen bei einem Gelege von ca. 10 – 15 Eiern das Legen einstellen und mit der Brut beginnen, wobei der Hahn in der Nacht und die Haupthenne am Tag brütet! Die Brutdauer ist bei der Naturbrut meist ein paar Tage länger als bei der Kunstbrut.
Die Küken haben beim Schlupf ein Gewicht von ca. 600 – 800 g und sind in den ersten 3 Lebenswochen sehr empfindlich. In dieser Zeit brauchen sie viel Wärme und Sonnenlicht. Nach dieser Zeit nehmen sie rasch an Gewicht und Größe zu. Mit 5 – 8 Monaten haben die meisten schon die 2m Marke erreicht und Nässe sowie Kälte kann ihnen nichts mehr anhaben.
Mit ca. 12 – 15 Monaten haben die Strauße ein Lebendgewicht von ca. 100 – 120 Kg erreicht und können geschlacht werden.
Schlachtung
Unsere Strauße werden in der Regel zwischen dem 12. u. 16. Monat mit einem Lebendgewicht von ca. 100 -120 kg geschlachtet. Die Schlachtung selbst ist völlig unproblematisch. Strauße werden in der Regel elektr. betäubt oder durch den Bolzenschuß getötet. Nach dem Ausbluten werden die Tiere gerupft, mit Wasser abgespritzt und gehäutet. Das wertvolle Leder sollte dabei nicht beschädigt werden. Danach wird der Schlachtkörper ausgenommen und in zwei Hälften geteilt. Anschließend kommen die beiden Hälften in den Kühlraum. Am nächsten Tag werden die Hälften dann entbeint und anschließend fachgerecht zerlegt. Aus jeder Hälfte werden ca. 17 einzelne Muskeln nach den Qualitäten (Filet, Steak, Braten) herausgelöst. Bei einem Schlachtgewicht von 100 – 120 kg erhält man ca. 40 kg ausgebeintes Fleisch.
Seit 2009 sind wir nach Art. 4 Verordnung (EG) Nr.853/2004 ein EU-zugelassener Schlacht-Betrieb!
Vermarktung
Unsere Strauße werden größtenteils direkt vermarktet, d. h. sie können das frische Fleisch direkt bei uns im Hofladen beziehen. Der Strauß wird so vollständig verwertet wie kein anderes Nutztier. Das Fleisch ist nicht nur sehr schmackhaft, sondern auch extrem cholesterin- und fettarm. Aus der Haut wird hochwertiges und teures Leder gegerbt. Die Federn finden Käufer in der Modebranche, in der KFZ- und Computerindustrie sowie in Floristik- und Bastelbereich. Straußenknochen können zermahlen werden und ergeben so einen guten Blumendünger. Produkte vom Strauß wie Eier lassen sich als Speise- oder Dekoeier gut vermarkten. Auch das wenig anfallende Straußenfett findet in der Kosmetikherstellung Verwendung.